500 Jahre Fuggerkapelle

500 Jahre Fuggerkapelle

Die Fuggerkapelle gilt als einer der ersten Bauten der Renaissance in Deutschland. Und noch etwas ist besonders an ihr: Die Fugger-Grablege ist katholisch - und liegt in einer evangelischen Kirche.

Fuggerkapelle St. Anna(epd). Wenn Besucher der Augsburger Kirche St. Anna Ausschau nach der Fuggerkapelle halten, sind sie oft etwas ratlos. Mitunter verirren sie sich sogar in die nördlich gelegene Goldschmiedekapelle, die man sofort als Kapelle erkennt. Für die Fuggerkapelle dagegen gilt das nicht: Sie nimmt den gesamten Westchor von St. Anna ein. Lediglich eine Marmorbalustrade grenzt den offenen Raum der Kapelle vom Rest der Kirche ab.

Die Fuggerkapelle ist das prominenteste Kunstensemble von St. Anna

Sie gilt als einer der ersten Renaissance-Bauten in Deutschland. Und sie ist ein "konfessionelles Kuriosum", wie es der Augsburger Tourismusdirektor Götz Beck nennt. Denn bis heute ist die historische Grablege der Fugger katholisch - und die Kirche drumherum evangelisch.

Geweiht worden war die Kapelle vor 500 Jahren, am 17. Januar 1518. Neun Jahre zuvor hatten die beiden Brüder Jakob und Ulrich Fugger mit den Augsburger Karmelitern einen Vertrag über den Bau der Grablege geschlossen. Dem Karmeliter-Orden gehörte die Kirche St. Anna damals. In der Kapelle sollten die männlichen Mitglieder der Familie Fugger ihre letzte Ruhe finden. Zugleich sollte der Bau die Bedeutung und die Finanzkraft von Familie und Firma unterstreichen: "Die Fugger wollten einen repräsentativen Ort für das Gedächtnis an die Toten ihrer Familie schaffen", sagt Franz Karg vom Fuggerarchiv im schwäbischen Dillingen.

Für die damalige Zeit einmaliges Renaissance-Bauwerk

Die Kaufleute beauftragten daher bedeutende Künstler der Zeit mit dem Bau und der Ausstattung der Kapelle. So gehen etwa die Epitaphien, also die Grabtafeln für Georg und Ulrich Fugger auf Entwürfe Albrecht Dürers zurück. Die Skulpturengruppe auf dem Altar schuf der schwäbische Bildhauer Hans Daucher, ebenso die sechs Putten auf der Marmorbrüstung. So entstand ein für die damalige Zeit einmaliges Renaissance-Bauwerk.

Grablege der Fugger

Zur Weihe im Jahr 1518 ließ Jakob Fugger die Leichname seiner beiden bereits verstorbenen Brüder Ulrich und Georg vom Friedhof St. Moritz in die Fuggerkapelle überführen. 1521 gründete der Kaufmann schließlich eine Stiftung, um den Fortbestand der Kapelle zu sichern. "Er tat damit etwas für sein Seelenheil", sagt Wolf-Dietrich Graf von Hundt von den Fugger'schen Stiftungen. Gleichzeitig habe Jakob Fugger auf diese Weise aber auch künftige Generationen in die Pflicht genommen, sich um die Kapelle zu kümmern.

Diese Verpflichtung wurde bald auf die Probe gestellt: 1525 wurde in St. Anna der erste protestantische Gottesdienst gefeiert. Dem papsttreuen Jakob Fugger, der zu dieser Zeit im Sterbebett lag, habe dies "große Pein bereitet", meint Fuggerarchivar Karg. Jakob Fugger wurde jedoch noch in der Fuggerkapelle beerdigt, ebenso wie zwei seiner Neffen. Und auch als die Kirche 1548 protestantisch wurde, zahlten die  Fugger weiterhin den Unterhalt für die Kapelle.

Denkmal nationaler Bedeutung

Das ist so geblieben: "Die Fugger'sche Stiftung finanziert bis heute den Unterhalt der Kapelle", sagt Stiftungsadministrator von Hundt. Verbunden damit sei unter anderem das Recht, katholische Familiengottesdienste in der Kapelle abzuhalten. Dies geschehe in der Regel einmal im Jahr. Man habe ein "gutes Miteinander", meint auch Pfarrer Thomas Hegner von der evangelischen Gemeinde in St. Anna. Das habe sich nicht zuletzt bei der Restaurierung der Kirche 2011 gezeigt. Ohnehin verdanke man es "maßgeblich der Fuggergrablege, dass St. Anna ein offiziell eingetragenes 'Denkmal nationaler Bedeutung' ist", erläutert Hegner: "Katholische Grablege und evangelische Kirche bilden eine Einheit."

Für Wolf-Dietrich von Hundt ist das typisch für Augsburg, wo die Reformation ganz eigene Spuren hinterlassen hat. Die Fuggerkapelle sei ein "Zeitzeugnis dafür, was sich Christen im Laufe der Jahrhunderte angetan haben", meint Hundt: "Aber auch dafür, dass am Ende alles gut wird, wenn man genug Wasser den Lech hinunterlaufen lässt."