Aufbrechen. Immer wieder. Hoffnungsfroh.

Aufbrechen. Immer wieder. Hoffnungsfroh.

Der Titel dieser ersten Ausgabe der „Sieben“ ist Programm: „Aufbruch!“. Sieben Kirchengemeinden machen sich auf den Weg. Und das nicht nur, um einen gemeinsamen Gemeindebrief – der jetzt „Journal“ heißt –  auf den Weg zu bringen. Auch darüber hinaus wollen wir Kräfte bündeln, überlegen wie wir Verbindendes miteinander am Besten gestalten.

Pfarrer Thomas Hegner • Wirksam zu sein für das Wohl der Schwachen in der Gesellschaft, hörbar zu sein als Stimme evangelisch frohen Glaubens in der Stadt. Ein spannender Aufbruch.

Ein bisschen allerdings krankt er daran, dass er in Teilen der Not geschuldet ist. Ein „Weiter wie bisher“ wäre nicht gut möglich. Und mit dem Elan erzwungener Aufbrüche ist das so eine Sache. Mancher konnte vor drei Jahren selbst Corona etwas Positives abgewinnen. Unbekannte Nachbarn boten sich Hilfe an, Freundschaften lebten auf, mit einem Mal war da auch Zeit für sich selbst. Da konnte die Pandemie wie ein Fanal für den Aufbruch in eine andere Zukunft verstanden werden. So gehetzt und fremdgesteuert wie zuvor sollte das Leben nie mehr sein. Heute teilen diese Pläne zur Veränderung das Schicksal von Neujahrsvorsätzen.

Wie schwer es erzwungene Aufbrüche haben, zum Ziel zu führen, zeigen nicht zuletzt auch die unzähligen Appelle im Zusammenhang mit dem Klimaschutz. Wir wissen ja alle, was nötig wäre. Und wir würden ja auch gerne wollen. Aber wie schwer wird es oft, wenn es konkret wird!  Auf das Auto zu verzichten, wenn es in den Urlaub geht, die Heizung zwei Grad nach unten zu regeln, konsequent biologische, aber teurere Produkte zu kaufen - manchmal gelingt es. Oft aber auch nicht. Und wie schwer fällt es der Politik, die Gesetze zu erlassen und in die Praxis umzusetzen, die nötig wären, um beispielsweise das doch gemeinsam vereinbarte 1,5-Grad-Ziel zu erreichen.

Man kann die Bibel lesen als ein Buch der Aufbrüche. Fast keine Geschichte, in der sich nicht jemand auf den Weg macht. Was diese Aufbrüche von den bislang beschriebenen unterscheidet: Die entscheidende Motivation ist die Verheißung, die Hoffnung. Den Sklaven und Sklavinnen, die mitten in der Nacht aufbrachen, um aus Ägypten zu fliehen, stand das Land vor Augen, "in dem Milch und Honig fließen" sollten. Den Begleitern und Begleiterinnen Jesu das anbrechende Reich Gottes "mitten unter uns."

Es geht nicht um den einen Aufbruch

Das verheißene Land gleicht bis heute nicht dem erhofften Paradies, und Reich Gottes blitzt immer nur in Momenten auf - aber die Hoffnung, die Gott schenkt, hat einen langen Atem. Die Israeliten hat sie immer wieder neu zum Aufbrechen motiviert - und auf dem Weg haben sie Befreiung erfahren und die Begegnung mit ihrem Gott. Christen und Christinnen wurden durch die Zeiten hinweg immer wieder Momente des Heils, des Friedens, der Ermutigung geschenkt.

Und deswegen glaube ich zweierlei: Das Eine: in jedem Aufbruch liegt ein Segen. Und das Andere: es geht nicht um den einen Aufbruch. Aufbrechen. Immer wieder. Hoffnungsfroh. Dazu sind wir gerufen. Nicht, weil wir einer bedrückenden Gegenwart entfliehen wollten, sondern weil uns die Verheißungen motivieren, die uns geschenkt sind.

Eine Welt, in der wir werden leben können. Eine Welt, in der Friede herrschen wird. Eine Welt, in der wir gelernt haben werden, einander mit den liebenden Augen anzublicken, mit denen Gott uns sieht.

(Der Beitrag erschien zuerst im Journal "Sieben" Ausgabe Nr.1 März - Mai 2023)
Zur Übersichtsseite: Journal "Sieben"