"Danke und Gott befohlen"

"Danke und Gott befohlen"

Nach 20 Jahren verlässt Pfarrer Steffen Schubert die Evangelisch-Lutherische Emmausgemeinde in Kissing und übernimmt eine neue Aufgabe Halbergmoos bei Freising. Die Verabschiedung am Freitag, den 19. Juni konnte coronabedingt nur im kleinen Rahmen stattfinden.

Das aktuelle Hygienekonzept sieht vor, dass derzeit maximal 23 Personen gleichzeitig in der Emmauskirche sein dürfen. Daher war der Besucherkreis beim Verabschiedungsgottesdienst auf Vertreter von Kirchenvorstand und Gemeindegruppen sowie die engsten Mitarbeitenden, Weggefährten und die Familie beschränkt.

Dekanin Doris Sperber-Hartmann dankte Pfarrer Steffen Schubert für sein langjähriges, segensreiches Wirken. Gemeinsam mit dem Kirchenvorstand sei er aktiv auf Menschen zugegangen, habe eingeladen und neugierig gemacht mit berührenden Go Special Gottesdiensten und Glaubenskursen. Die Emmausgemeinde sei eine energiegeladene und zeitgemäße Gemeinde, in der Menschen Heimat finden könnten.

Aber manchmal sei die Arbeit über Schuberts Kräfte gegangen. Zuletzt habe es auch Unmut und Verletzungen in der Gemeinde gegeben, sagte Sperber-Hartmann weiter. „Dass der Ärger nicht unter den Teppich gekehrt wurde, sondern dass es möglich war, Konflikte anzusprechen, ist ein sehr positives Wesen dieser Gemeinde. Ich weiß, dass diese Zeit nicht einfach war und viel Energie gekostet hat. Deshalb danke ich allen Beteiligten ganz herzlich, dass sie miteinander um den Frieden gerungen haben, um der Gemeinde willen und auch aus christlicher Überzeugung.“

Dekanin Doris Sperber-Hartmann segnete Pfarrer Stefen Schubert und wünschte ihm alles Gute für seinen weiteren Lebensweg. „Sei wachsam und nutze den Neustart für die Erhaltung deiner Gesundheit. Wir, als Kirche, brauchen dich.“

In seiner Abschiedsrede bekannte Steffen Schubert, dass er vor dieser Predigt gezittert habe: „Nicht nur, weil sie kurz sein muss. Aus vielen anderen Gründen. Das könnt ihr euch vorstellen! “ Deshalb ergänzte er: „Ich predige euch nichts vor, sondern ich predige genauso mir selbst!“

Der Predigttext bezog sich auf das Johannesevangelium (Johannes 16,32-33): „Jesus spricht: Ich bin nicht allein, denn der Vater ist bei mir. Dies habe ich mit euch geredet, damit ihr in mir Frieden habt. In der Welt habt ihr Angst. Aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden.“

Freimütig sprach Schubert darüber, dass er in den letzten 20 Jahren immer wieder mal große Angst gehabt habe, den Anforderungen nicht gewachsen zu sein und bat die Gemeinde: „Bitte vergebt mir alles, was ich falsch gemacht habe, was ich nicht hingekriegt habe, was ich an Schuld auf mich geladen habe!“

Vergebung und Trost schenke auch der Glaube, so Schubert weiter. Deshalb lege er in den Frieden Jesu all seine Fehler und seine tief empfundene Dankbarkeit für das Wunderbare, was die Gemeinde ihm in den letzten 20 Jahren hier in Emmaus geschenkt habe. „Aus tiefstem Herzen: Danke dafür!“

Auch Ehefrau Maren Schubert sagte Danke. Obwohl das letzte Jahr mit Verletzungen, Tränen und Schmerzen das schwierigste ihres Lebens gewesen sei, habe sie doch immer die Zusage aus ihrem Konfirmationsspruch gespürt: „Gott spricht: Meine Kraft ist in den Schwachen mächtig.“ Sie empfinde tiefe Dankbarkeit für alle Menschen, die die Familie begleitet haben, mit Gesprächen und Hilfe da waren. „Ihr werdet für mich und für uns immer die schönste Kirchengemeinde der Welt bleiben!“

Von der am Vorabend stattgefundenen Abendmahlsfeier sprach der Vertrauensmann des Kirchenvorstands Hans-Jürgen Pflügel. „‘Versöhnung braucht Zeit‘ habe ich bei meinem Gottesdienst am Heiligen Abend gesagt, und wir haben beidseitig lange daran gearbeitet. Mit diesem Abendmahl haben wir nun alle einen versöhnlichen Abschluss gefunden.“ Steffen Schuberts Ideen zu einer lebendigen, modernen Kirche hätten dazu beigetragen, kirchenentfernte Menschen für den Glauben zu begeistern. Für das umfassende Engagement in der Emmausgemeinde in musikalischer, missionarischer und persönlicher Hinsicht, dankte Pflügel im Namen des ganzen Kirchvorstandes. „Wir wünschen dir von ganzem Herzen, dass du in deiner neuen Gemeinde deinen Traum von Kirche genauso leben kannst. Wir gehen versöhnt und im Guten auseinander. Danke nochmals und ‚Gott befohlen‘.“

Bürgermeister Reinhard Gürtner dankte der Emmausgemeinde und Pfarrer Steffen Schubert für das Engagement, insbesondere für die verlässliche Partnerschaft als Träger der Kindertagesstätte Spielburg und für den Beistand für Menschen in Not.

Zeugnis ablegen wollte der katholische Pfarrer Gerhard Sievers. „In der Krise habe ich jeden Abend für dich Steffen, für die Familie und die Gemeinde gebetet und werde es beibehalten.“ Mit dem Hinweis auf das Kreuz Jesu verwies Sievers darauf, dass im Trümmerhaufen immer etwas seinen Anfang nehme. Die Auferstehung komme und beginnt schon. Dafür sei er Zeuge. Mit großem, spontanem Applaus quittierten die Anwesende dieses Statement.

Nach dem offiziellen Teil wartete eine Überraschung auf Pfarrer Steffen Schubert. Viele, die wegen der reduzierten Teilnehmerzahl beim Gottesdienst nicht dabei sein konnten, empfingen ihn vor der Kirche. Mit großem räumlichen Abstand, aber umso engagierter sang der Gospelchor ein Ständchen. Die Bandmitglieder überreichen Schubert eine goldene Schallpatte für seine musikalischen Beiträge.

Zum 1. Juli übernimmt Schubert die zweite Pfarrstelle der Kirchengemeinde Neufahrn bei Freising. Dort wird er für den Ort Hallbergmoos und die evangelische Seelsorgearbeit am Münchner Flughafen zuständig sein.

Seine Frau, Pfarrerin Maren Schubert, hat eine Stelle im Landeskirchenamt in München in der „Ansprechstelle für Betroffene sexualisierter Gewalt in Kirche und Diakonie“ angetreten. Der gemeinsame Familienstützpunkt sei, zumindest bis die Kinder Schule und Ausbildung abgeschlossen haben, in Mering, so Maren Schubert. Derzeit behält sie noch ihre Tätigkeit in Kissing im Bereiche der Seelsorge und Seniorenarbeit: „Wir sind gespannt, wie es weitergeht, fühlen uns aber doch gut aufgehoben in Gottes Hand.“

Mit der Wiederbesetzung der Pfarrstelle rechnet die Kirchengemeinde zum Jahreswechsel. Bis dahin übernimmt weiterhin Pfarrer Ulrich Funk die Vertretung.



Hintergrund:
Nach vielen sehr guten Jahren in Kissing gab es für Pfarrer Steffen Schubert eine Phase von persönlicher Krise und Krankheit. Seit Oktober 2019 war Pfarrer Steffen Schubert nicht mehr aktiv im Dienst der Emmausgemeinde. Die Entscheidung, dass er nicht mehr als Pfarrer in Kissing bleibt, war allen Beteiligten nicht leichtgefallen. Nach intensiven Gesprächen hatte die Kirchenleitung, der Kirchenvorstand und Pfarrer Steffen Schubert diese Entscheidung aber miteinander und einvernehmlich zum Wohl der Kirchengemeinde im Dezember 2019 getroffen.