Kommunalwahl 2026 | Aufruf zu Fairness und Achtung im kommunalpolitischen Engagement

Dekanatssynode Augsburg 21.11.2025
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(Augsburg, 23.11.2025) Als oberstes Leitungsgremium der Evangelischen Kirche in und um Augsburg votierte die Dekanatssynode bei ihrer Tagung am 21. November im Augsburger Annahof für Fairness und Achtung im kommunalpolitischen Engagement. Sie würdigt damit das Engagement der Mandatsträger und Kandidierenden und stellt sich solidarisch an die Seite all derer, die Hass und Gewalt ausgesetzt sind. Die Synodalen rufen auf zu Nächstenliebe, Respekt und Sachlichkeit  auch im Hinblick auf die Kommunalwahl 2026. Eingebracht hatte den Antrag Jonas Straßer, Mitglied im Vorstand der Synode und in der Kirchengemeinde Gersthofen.

„Es ist zur Mode geworden, dass man sich in den Sozialen Medien an Menschen vergreift. Hass und Gewalttaten bedrohen Mandatsträger. Beides kann und will ich nicht akzeptieren“, begründete Straßer seinen Antrag. Er bezog sich dabei auch auf den Dingolfinger Bürgermeister, der nach monatelangen persönlichen Anfeindungen und dem Brand seines Dienstfahrzeugs zurückgetreten ist.

Solidarität mit Politikerinnen und Politikern

Im Antrag heißt es: „Kommunalpolitikerinnen und Kommunalpolitiker tragen eine besonders hohe Verantwortung für das Gemeinwohl und engagieren sich in einem hohen Maße ehrenamtlich mit großer Hingabe für unser gesellschaftliches Zusammenleben. Längst sehen sie sich verbalen, digitalen und sogar physischen Angriffen ausgesetzt; eine Einwicklung, die wir nicht bereit sind hinzunehmen. Solche Angriffe gegen Kandidierende untergraben nicht nur den demokratischen Diskurs, sondern gefährden auch die Bereitschaft, politische Verantwortung zu übernehmen.“

Fünf Statements zur Kommunalwahl

Die Delegierten schlossen sich den inhaltlichen Ausführungen von Jonas Straßer nachdrücklich an und befürworteten die Veröffentlichung. Als Evangelische Kirche in und um Augsburg erklären die damit:

  • Wir verurteilen Angriffe, Bedrohungen und Diffamierungen gegen Kandidierende für die Kommunalwahl 2026 und rufen zu einem Wahlkampf auf, der von Nächstenliebe, Respekt und Sachlichkeit geprägt ist.
  • Wir schweigen nicht, sondern stehen an der Seite jener, die Anfeindungen erleben müssen.
  • Wir beten für alle, die sich in der Kommunalpolitik engagieren, und ermutigen dazu, sich für dieses verantwortungsvolle Amt zur Verfügung zu stellen.
  • Wir bieten seelsorgerliche Begleitung für diejenigen an, die von Angriffen betroffen sind oder Sorge davor haben, einmal betroffen zu sein.
  • Wir danken allen, die sich zur Kandidatur für ein kommunales Amt entschließen, für ihren Dienst am Gemeinwohl.

Gesellschaftliches Engagement ist gelebtes Christentum

Zuvor war noch diskutiert worden, ob sich die Evangelische Kirche überhaupt zu gesellschaftspolitischen Themen äußern solle und ob ein Statement an der aktuellen Situation etwas ändern würde. Straßer betonte, dass es christliche Verantwortung sei, Gottes Wort zu verkünden. Das bedeute auch, Nächstenliebe in unsere Gesellschaft zu tragen: „Wir glauben an die Gottesebenbildlichkeit und die Würde, die jedem Menschen von Gott zugesprochen ist. Hass und Hetze entwürdigen Mandatsträger und Kandidierende. Als Christinnen und Christen ist es unser Auftrag, Gerechtigkeit und Frieden zu gestalten. Aus dieser Haltung heraus wollen wir die Kandierenden aller Parteien für einen fairen und respektvollen Wahlkampf für die Kommunalwahl 2026 stärken“ 

Dekan Frank Kreiselmeier
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Dekan Frank Kreiselmeier

Zur möglichen Wirkung des Statements nahm Dekan Frank Kreiselmeier Bezug auf die Geschichte: „Es gab Zeiten in Deutschland, in denen die Evangelische Kirche zu wenig gesagt hat. Es ist wichtig, dass wir hier und jetzt das Wort zu Respekt und Sachlichkeit im Wahlkampf ergreifen. Die Meinung, der Staat soll alles machen und wir halten uns aus allem heraus, halte ich für falsch.“ Ein Beschluss der Synode zu diesem Thema könne eine ermutigende Innen und eine Außenwirkung haben. „Das ist unsere Verpflichtung aus dem christlichen Weltbild, das wir vertreten, ohne es anderen aufzuzwingen“, so Kreiselmeier.

Der Antrag im Worlaut

Für Fairness und Achtung im kommunalpolitischen Engagement

Als Evangelisch-Lutherische Kirche stehen wir in der Verantwortung, Gottes Wort zu verkünden und seine Nächstenliebe in unsere Gesellschaft zu tragen. Aus dem Zuspruch in der Taufe erwächst für uns Christinnen und Christen die bleibende Verantwortung, unser Beisammensein in Achtung, Gerechtigkeit und Frieden zu gestalten. Aus dieser Haltung heraus stärken wir alle Kandierenden aller Parteien für einen fairen und respektvollen Wahlkampf für die Kommunalwahl 2026. Wir stellen uns entschieden gegen jede Form von Verachtung, Hetze oder Diskreditierung gegenüber Kandidieren-den, denn wer den anderen entwürdigt, verneint die Gottebenbildlichkeit, die jedem Menschen von Gott zugesprochen ist (,Und Gott schuf den Menschen zu seinem Bilde, zum Bilde Gottes schuf er ihn; und schuf sie als Mann und Frau“,1. Mose 1, 17). Wir stehen an Seite derjenigen Kandidieren-den, die solche Angriffe erleben müssen.

Kommunalpolitikerinnen und Kommunalpolitiker tragen eine besonders hohe Verantwortung für das Gemeinwohl und engagieren sich in einem hohen Maße ehrenamtlich mit großer Hingabe für unser gesellschaftliches Zusammenleben. Längst sehen sie sich verbalen, digitalen und sogar physischen Angriffen ausgesetzt; eine Einwicklung, die wir nicht bereit sind hinzunehmen. Solche Angriffe gegen Kandidierende untergraben nicht nur den demokratischen Diskurs, sondern gefährden auch die Bereitschaft, politische Verantwortung zu übernehmen.

Als Christinnen und Christen sind wir aufgerufen, jedem Menschen mit Würde und Achtung zu begegnen. Christus lehrt uns, dass der Dienst am Nächsten von Liebe, Gerechtigkeit und Wahrheit geprägt sein muss. Der Apostel Paulus schreibt:

„Seid eines Sinnes untereinander: Trachtet nicht nach hohen Dingen, sondern haltet euch zu den niedrigen. Haltet euch nicht selbst für klug. Vergeltet niemandem Böses mit Bösem. Seid auf Gutes bedacht gegenüber jedermann. Ist’s möglich, soviel an euch liegt, so habt mit allen Menschen Frieden.“ 
(Römer 12, 16- 18) 

Daher erklären wir als Evangelische Kirche in und um Augsburg

  • Wir verurteilen Angriffe, Bedrohungen und Diffamierungen gegen Kandidierende für die Kommunalwahl 2026 und rufen zu einem Wahlkampf auf, der von Nächstenliebe, Respekt und Sachlichkeit geprägt ist.
  • Wir schweigen nicht, sondern stehen an der Seite jener, die Anfeindungen erleben müssen.
  • Wir beten für alle, die sich in der Kommunalpolitik engagieren, und ermutigen dazu, sich für dieses verantwortungsvolle Amt zur Verfügung zu stellen.
  • Wir bieten seelsorgerliche Begleitung für diejenigen an, die von Angriffen betroffen sind oder Sorge davor haben, einmal betroffen zu sein.
  • Wir danken allen, die sich zur Kandidatur für ein kommunales Amt entschließen, für ihren Dienst am Gemeinwohl.

Die Evangelische Kirche ist nach Martin Luthers Lehre von zwei Regimenten dazu berufen, das geistliche und das weltliche Amt zu unterscheiden. Die Kirche selbst greift nicht in staatliche Angelegenheiten ein, doch ihre Gläubigen sind als Bürgerinnen und Bürger dazu berufen, sich verantwortungsvoll in unsere Gesellschaft einzubringen. Daher sehen wir es als unseren Auftrag an, Menschen zu einem friedlichen, gerechten und verantwortungsvollen Zusammenleben zu ermutigen. Wer sich als Christin oder Christ für ein politisches Amt einsetzt, steht unter dem Auftrag, für Gerechtigkeit, Frieden und das Wohl aller Menschen zu wirken.

Aus diesem Grund ist es unser Anliegen, dass diejenigen, die für ein politisches Amt kandidieren, dies in einer Haltung von Achtung und Respekt tun können. Ein vergifteter politischer Diskurs wider-spricht der christlichen Ethik und gefährdet den demokratischen Auftrag des weltlichen Regiments. Ein fairer und respektvoller Wahlkampf ist nicht nur eine demokratische Notwendigkeit, sondern Ausdruck gelebter christlicher Verantwortung.

Antragsteller
Jonas Straßer, Mitglied der Dekanatssynode, Evang.-Luth. Kirchengemeinde Gersthofen 


Beschluss der Dekanatssynode des Evang.-Luth. Dekanats Augsburg am 21.11.2025
Die Dekanatssynode schließt sich den inhaltlichen Ausführungen von Jonas Straßer nachdrücklich an und befürwortet die Veröffentlichung.