Lichtblicke – oder: Ein Wort zur Weihnacht

Lichtblicke – oder: Ein Wort zur Weihnacht

Was für ein Jahr. Dabei hatte es ganz normal angefangen. Das „O du fröhliche“ war verklungen, Silvester gefeiert, die Pläne für das neue Jahr standen: 2020 konnte kommen. Und wie es kam: Kaum waren die ersten Wochen vorbei, hörte man etwas von diesem neuartigen Virus fernab in China. Dass es so prägend für das Jahr 2020 werden sollte, ahnte damals wohl noch niemand. Doch es sollte sich wie ein dunkler Schatten über die ganze Welt legen.

Unser Leben wurde von einem Tag auf den anderen verändert. Lockdown – was gerade noch selbstverständlich war, war nicht mehr möglich: sich treffen, Essen gehen, shoppen in der Stadt. Eine Absage folgte auf die andere: Konzerte, Theater, Spiele der Panther und des FCA. Es gab eine Zeit ohne Gottesdienste in den Kirchen, sogar an Karfreitag und Ostern, obwohl das die höchsten Feste der Christen sind. Es wurde ruhig und dunkel im Land, Unsicherheit und Einsamkeit waren groß.

Dennoch gab es auch Lichtblicke: Die große Welle der Solidarität, viele kreative Aktionen zur Unterstützung anderer Menschen wie der Gabenzaun bei St. Ulrich und St. Anna, neue Gottesdienstformen im Internet, Spendenaktionen. Wir achteten mehr aufeinander und gewöhnten uns daran, dass trotz Maske und Abstand freundliche Zuwendung möglich ist. Wir halfen anderen und wurden so selbst zu Lichtblicken.
Auch wenn der persönliche Kontakt von Angesicht zu Angesicht vermieden werden soll: sich hören, sich schreiben und so zeigen „Ich denke an dich“, das geht noch immer. Die neuen Medien schaffen hier zusätzliche Möglichkeiten. Wir erkennen neu: Die Gemeinschaft und der Zusammenhalt sind wichtig.

Dabei zwingt uns die Corona-Pandemie, über unsere Maßstäbe des Zusammenlebens nachzudenken. Was ist wichtiger: Das wirtschaftliche Wachstum oder der bedingungslose Schutz des Lebens und der Gesundheit? Es scheint, als stünden diese Maximen unversöhnlich nebeneinander. Ist das wirklich so? Müsste es nicht gerade in unserem Sozialstaat gelingen, beide zu vereinen?

Jetzt befinden wir uns wieder in einem Lockdown und keiner weiß, wie lange er dauern wird. Existenzen sind in Gefahr, Alte und Kranke von Einsamkeit bedroht, Pflegende überlastet. Viele hoffen auf die Impfung. Es wird dauern, bis alle geimpft sind, dennoch: ein Lichtblick. Solange sind Rücksicht und Geduld gefragt.

Dabei trägt mich mein Glaube: Gott ist mitten in den dunkelsten Zeiten bei mir. Davon hatte Jesus zu seinen Lebzeiten erzählt: Gott selber baut mit uns eine Beziehung auf und wir sind ihm nicht egal. Mitten in den größten Krisen ist er da. Jesus bezeugte das so klar und gegen jeden politischen Willen, dass er dafür gekreuzigt wurde. Doch Gott sagte: „Jesus hat recht! So bin ich.“ Darum weckte er ihn von den Toten auf.

Was hat das mit Weihnachten zu tun? An Weihnachten feiern wir den Beginn dieses Lebens Jesu. Er wurde in eine dunkle Zeit hineingeboren. Die Menschen sehnten sich nach Hoffnung und Hilfe. Das Kind in der Krippe war Gottes Antwort.

Seitdem leuchtet von der Krippe aus ein Licht in unsere Welt: Fürchtet euch nicht! Diese Botschaft der Engel gilt auch uns heute. Auch wenn Weihnachten 2020 anders sein wird als bisher: Das Licht der Kerzen, das Symbol der Nähe Gottes, in der Osternacht wie am Weihnachtsbaum, erlischt nicht. Es strahlt auch in diesem besonderen Jahr. Wir können uns darauf verlassen: Gott ist mitten unter uns. Das ist Weihnachten. Ein Lichtblick für uns.