Feierlicher Empfang zum Confessio-Augustana-Tag mit Blick auf das 500-jährige Jubiläum im Jahr 2030

Jahresempfang zum CA-Jubiläum in St. Anna
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Bei sommerlichen Temperaturen fand am 25. Juni der feierliche Empfang des Evangelisch-Lutherischen Dekanats Augsburg anlässlich des Confessio-Augustana-Tages statt. Das Dekanekollegium Frank Kreiselmeier und Doris Sperber-Hartmann begrüßte zahlreiche Gäste aus Kirche, Politik und Gesellschaft im Zeichen eines historischen Ereignisses, das bis heute nachwirkt.

(Augsburg, 25. Juni 2025) Genau vor 495 Jahren, am 25. Juni 1530, wurde im Kapitelsaal der Bischöflichen Residenz im Fronhof das Augsburger Bekenntnis – die Confessio Augustana – verlesen. 
„Das Bekenntnis war der Versuch, wieder zusammenzufinden. Es hat die Kirche geprägt, es hat auch für Aus- und Abgrenzung gesorgt, aber eigentlich war es ein Bekenntnis, das die Einheit wiederherstellen sollte“, so Kreiselmeier, mit Blick auf die Geschichte. Die Entstehung der Confessio Augustana bleibe jedoch hochaktuell und betreffe nicht nur Evangelisch-Lutherische, sondern alle Christinnen und Christen.

Wofür steht ihr eigentlich?

Der Kaiser forderte damals in der Ausschreibung für den Reichstag 1530 in Augsburg die evangelischen Fürsten und Stände auf, Stellung zu beziehen. Verkürzt gesagt: Wofür steht ihr eigentlich?
„Das werden wir Kirchen – große und kleine – auch heute gefragt von der Gesellschaft, von der Politik, von Menschen, die noch in der Kirche sind, aber noch mehr von denen, die nicht mehr in der Kirche sind“, so Dekan Kreiselmeier. „Wofür steht ihr eigentlich?“ sei eine berechtigte Frage, die wir uns auch selbst stellen sollten.

500-jähriges Jubiläum im Jahr 2030 – lokal, weltweit und ökumenisch

Dekanin Dr. Doris Sperber-Hartmann
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Dekanin Dr. Doris Sperber-Hartmann

Mit Blick auf das bevorstehende 500-jährige Jubiläum im Jahr 2030 kündigte Kreiselmeier eine Vielzahl von Veranstaltungen an, die sich mit dem Thema befassen werden. Man werde lokal, landesweit, weltweit und ökumenisch feiern.
Als besonderes Highlight werde die Vollversammlung des Lutherischen Weltbundes 2030 in Augsburg stattfinden. „Das ist ein starkes Zeichen für die Bedeutung der Stadt in der weltweiten lutherischen Gemeinschaft“, freut sich Kreiselmeier.
Ein fester Bestandteil der jährlichen Feierlichkeiten werde künftig auch der Dekanatsempfang am 25. Juni sein. Dabei solle jeweils ein theologisches Thema oder eine prägende Persönlichkeit im Mittelpunkt stehen.

Kanzelrede: Soll die Kirche politisch sein?

Kanzelrede: Dr. Johann Hinrich Claussen,
Kulturbeauftragter des Rates der
Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD)

In diesem Jahr hielt Dr. Johann Hinrich Claussen, Kulturbeauftragter des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), die Kanzelrede. Er nahm Bezug auf Ernst Troeltsch, der 1865 in Augsburg / Haunstetten geboren wurde und als herausragender Theologe gilt. Troeltsch engagierte sich politisch als Abgeordneter und warb als Publizist in Zeitschriften für eine Legitimierung der Weimarer Verfassung. Als Kulturwissenschaftler und Geschichtsphilosoph trat er für eine "Erneuerung der europäischen Humanitätsidee" ein.
„Soll die Kirche politisch sein?“ fragte Claussen in seiner Kanzelrede. In der Confessio Augustana werde ein grundsätzlich positives Verhältnis zwischen Christentum und politischer Verantwortung beschrieben. Doch wie lasse sich das in heutige demokratische Verhältnisse übersetzen? Claussen erinnerte an Ernst Troeltsch, der dazu vor einhundert Jahren wichtige Anregungen gegeben habe. Er habe zu den wenigen bedeutenden Gelehrten gehört, die sich damals für die junge Demokratie engagiert hätten. 
Seine christlich-demokratische Grundüberzeugung habe Troeltsch so formuliert: „Bürgerliche, ernst tüchtige Moral, wahrhaftes Nationalgefühl, eine ethische Gesamterneuerung, mehr Glaube, Gottesfurcht und Menschenliebe und mehr politischer Verstand: das wären die Dinge, die man unserem Volke heute wünschen müsste. Aber gerade das Einfachste, Natürlichste und Praktischste liegt heute fern – wenn es nicht etwa in den Kreisen steckt, die beim Gegeneinander-Gekreisch der Forderungen und Aufrufe nicht zu Gehör kommen. Sie sind im Grunde immer zu leise gewesen, und sie haben auch immer allzu wenig gehandelt. Es ist eine Erneuerung aus tiefstem Innern heraus nötig, welche die echtesten und edelsten Quellen unsres Nationalgeistes dort wieder anschlägt, wo er mit Humanität und Menschenliebe noch beisammen ist.“

Maria Heidecker, die als angehende Kirchenmusikerin gerade ein Praktikum in St. Anna absolviert, dirigiert den Madrigalchor
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Maria Heidecker, die als angehende Kirchen-
musikerin gerade ein Praktikum in St. Anna
absolviert, dirigiert den Madrigalchor.

Der Abend wurde musikalisch begleitet vom Madrigalchor unter der Leitung von Johannes Eppelein und Maria Heidecker, dem Dekantsposaunenchor mit Otto Kramer. Zahlreiche Vertreterinnen und Vertreter aus Kirche, Politik und Gesellschaft nahmen an der Veranstaltung teil, darunter Vertreter der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen, Oberbürgermeisterin Eva Weber, Mitglieder des Stadtrats sowie des Bayerischen Landtags.

Mit großer Vorfreude blickt das Dekanat auf die kommenden fünf Jahre der Vorbereitung auf das Jubiläum 2030 – ein Anlass, der nicht nur an die Vergangenheit erinnern soll, sondern die Relevanz von Glauben und Kirche in der heutigen Gesellschaft neu in den Blick nimmt.

Hintergrund

Confessio Augustana | Am 25. Juni 1530 wurde in Augsburg die Confessio Augustana als Zusammenfassung lutherischer Lehre dem Kaiser überreicht und öffentlich verlesen. Heute ist die Confessio Augustana (CA) gemeinsames Bekenntnis von 150 lutherischen Kirchen in 99 Ländern weltweit, denen über 78 Millionen Christinnen und Christen angehören. Sie werden durch den Lutherischen Weltbund (www.lutheranworld.org/de) vertreten, der sich für die Förderung von Gerechtigkeit, Frieden, Versöhnung und Würde für Einzelpersonen und Gemeinschaften einsetzt.

500jähriges Jubiläum | 2030 feiert die Confessio Augustana weltweit ihr 500jähriges Bestehen. Wir laden Sie schon jetzt herzlich dazu ein.