Trauer um Historiker Professor Rolf Kießling

Trauer um Historiker Professor Rolf Kießling

Das Evangelisch-Lutherische Dekanat Augsburg trauert um Professor Rolf Kießling. Der Historiker verstarb völlig überraschend am Montag, den 22. Juni im Alter von 78 Jahren. Mit ihm verliert die evangelische Kirche in der Region einen überaus profunden Kenner der Kirchengeschichte, einen engagierten Christen und einen guten Freund.

Durch seine Forschung und tatkräftige Mitarbeit in Gremien und Kreisen der evangelischen Kirche in der Region hat Kießling viel zum protestantischen Selbstverständnis beigetragen. Neben zahlreichen Veröffentlichungen, unterstützte er die Neukonzeption des Museums Lutherstiege in St. Anna. Komplexe Geschichte sachgerecht und lebendig zu vermitteln, war dabei sein großes Anliegen. Bis zuletzt engagierte sich Kießling auch im dekanatlichen Arbeitskreis „Kirchenarchiv“. Sein Fachwissen war insbesondere bei der Einordnung und Bewertung historischer Dokumente der Augsburger Innenstadtgemeinden sehr gefragt. Seine Verbundenheit zur evangelischen Kirche bekundete Kießling auch als Mitgliedschaft im Verein „Freunde von St. Anna“ und durch seine langjährige Tätigkeit als Kirchenvorstand der Gemeinde Zusmarshausen.

"Ein treuer Freund ist ein Trost im Leben"

Coronabedingt fand die Bestattung am Donnerstag, den 25. Juni im engsten Kreis statt. Die Trauerfeier gestaltete Kießlings langjähriger Gemeindepfarrer in St. Ulrich, der jetzige Dekan Frank Kreiselmeier. Seine Ansprache stand unter dem Motto „Ein treuer Freund ist ein Trost im Leben. Herr, ich traue auf dich.“ (Psalm 71 und Buch Sirach). „Viele von ihnen und auch Freunde an der Universität, in der Schwäbischen Forschungsgemeinschaft, im wissenschaftlichen Beirat des Jüdischen Kulturmuseums in Augsburg, im Freundeskreis des Stadtarchivs Augsburg und in der Eugen-Liedl-Stiftung kannten Rolf Kießling so - Ein treuer Freund, der ein Trost im Leben ist“ so Kreiselmeier. Mit seiner Forschung und mit seinen Veröffentlichungen habe Kießling auch der Evangelischen Kirche viel Gutes getan

Geschichtsschreibung aus Sicht der Kirchengemeinden

Wie ein roter Faden zieht sich die Geschichtsschreibung aus Sicht der Kirchengemeinden durch Professor Kießlings Publikationen. Bereits mit seiner 1971 erschienen Promotion zum Thema „Bürgerliche Gesellschaft und Kirche in Augsburg im Spätmittelalter - ein Beitrag zur Strukturanalyse der oberdeutschen Reichsstadt“ hat er nicht nur ein Grundlagenwerk geschaffen, sondern auch viele der Themenschwerpunkte seiner zukünftigen Forschungen bereits angerissen.

Rolf Kießling sah die Kirchengemeinden als Träger der Reformation In vielen seiner Beiträge findet sich dieser Sachverhalt bereits im Titel. Im 2011 erschienenen Sammelband „Im Ringen um die Reformation - Kirchen und Prädikanten, Rat und Gemeinden in Augsburg“ wurden alle Pfarreien der Stadt berücksichtigt. Besondere Aufmerksamkeit erfuhren darüber hinaus St. Anna (2013), St. Ulrich (2011), St. Moritz (2006) und die Kirchen der Jakober Vorstadt (2013).

Als profunder Kenner der regionalen Kirchengeschichte wirkte Kießling auch bei zahlreichen Ausstellungen mit, u.a. bei "Geld und Glaube" (1998) vom Haus der bayerischen Geschichte veranstaltet und 2005 bei der großen Ausstellung zum 475jährigen Jubiläum des Augsburger Religionsfriedens im Maximilianmuseum.