Sieben Augsburger Gemeinden vereinbaren vertiefte Kooperation

Sieben Augsburger Gemeinden vereinbaren vertiefte Kooperation

Die evangelischen Kirchengemeinden St. Andreas, St. Anna, Zu den Barfüßern, St. Jakob, St. Johannes, Heilig Kreuz und St. Ulrich bilden mit der „Pfarrei Augsburg Mitte“ eine neue organisatorische Größe.

Durch die Gründung der neuen Pfarrei rüsten sich die sieben Gemeinden mit ihren rund 12.000 Gemeindegliedern in der Augsburger Innenstadt und den Stadtteilen Herrenbach und Oberhausen für die Zukunft. So sollen Stellenbesetzungen flexibler und Verwaltungsstrukturen effizienter werden. Darüber hinaus werden Kooperationsprojekte und Veranstaltungen durch gemeindeübergreifende Arbeit einfacher.
Formal ist die Vereinbarung zur Zusammenarbeit in einer gemeinsamen Pfarrei seit 1. Januar 2023 in Kraft. Mit der Herausgabe ihres Gemeindebriefes, des neuen Journals „Sieben“, präsentieren sich die Gemeinden nun zum 1. März erstmals gemeinsam in der Öffentlichkeit.

Lesen Sie das Editorial und den Leitartikel zum Thema "Aufbruch"

Eine Großgemeinde ist nicht das Ziel

„Ziel der neuen Pfarrei ist aber definitiv nicht die Zusammenlegung oder Vereinheitlichung der Gemeinden. Jede hat ihre eigene Geschichte und ihr individuelles Profil. Das soll auch so bleiben. Unsere Kooperation beruht auf einem Dialog auf Augenhöhe und gegenseitigem Vertrauen“, betont Pfarrer Thomas Schmeckenbecher von St. Ulrich. Er übernimmt die Geschäftsführung der Pfarrei. Zu seinen Aufgaben gehört die Führung der Kirchenbücher, kirchliche Statistik, Registratur und Archiv, einfache Geschäfte der laufenden Verwaltung, sowie pfarramtlicher Schriftverkehr. Die Pfarrei sein kein eigener Rechtsträger, so Schmeckenbecher weiter. Sie habe kein eigenes Leitungsgremium, Personal oder Vermögen. Die Pfarrei sei eher eine „organisatorische Zuordnungsgröße für einen Raum, in dem Pfarrerinnen und Pfarrer vor Ort in Seelsorge, Verkündigung und Verwaltung tätig sind“.

Kirchengemeinden bleiben selbstständig

Die Kirchengemeinden behalten ihre Eigenständigkeit und ihren Pfarrer oder ihre Pfarrerin, Gemeindeglieder sind weiterhin Mitglieder der Kirchengemeinde, nicht der Pfarrei. Die Gemeindeleitung liegt, wie gehabt, beim Kirchenvorstand. Das Eigentum sowie die Finanzhoheit der Kirchengemeinde und der Status als Körperschaften des öffentlichen Rechts bleiben ebenfalls unberührt. Die Pfarrämter werden zu Zweigstellen der Pfarrei.

Vorausgegangen waren der Bildung der neuen Pfarrei umfassende Beratungen in gemeinsamen Workshops und Arbeitskreisen. Zum 31. Oktober 2022 fassten die Kirchenvorständen aller sieben Gemeinden Beschlüsse zur Zusammenarbeit. Es folgten die Zustimmung durch den zuständigen Dekan Frank Kreiselmeier, die kirchenaufsichtliche Genehmigung und der Beschluss des Landeskirchenrates.

Pfarrei ermöglicht flexiblere Stellenplanung und Kooperationen

Auslöser für die Errichtung der Pfarrei Augsburg Mitte war die aktuelle Landesstellenplanung. Diese verpflichtet die Gemeinden, wegen sinkender Mitgliederzahlen, Stellenanteile einzusparen. Rechnerisch wären dabei jedoch diverse Stellenbruchteile entstanden. Weil gleichzeitig die Regel gilt, dass nur volle oder halbe Stellen bestehen dürfen, hätten einzelne Gemeinden in der Folge, ihre Pfarrstelle(n) nicht mehr adäquat besetzten können.

Da nun die neue Pfarrei die Berechnungsgröße ist, entsteht mehr Flexibilität. Ganze und halbe Stellen können erhalten bleiben, weil Pfarrerinnen und Pfarrer zusätzlich zu ihrem Gemeindedienst Gemeinschaftsaufgaben übernehmen.

„Genau genommen gibt es Kooperationen unter uns schon seit mehreren hundert Jahren. Vorreiter ist die gemeinsame Verwaltung des Protestantischen Friedhofs, die seit dem Westfälischen Frieden von 1648 besteht“, weiß Pfarrer Schmeckenbecher. Aktuell gibt es außerdem Kooperationen in der Jugend- und Konfirmandenarbeit, bei Kinder- und Familiengottesdiensten sowie bei großen Festveranstaltungen und Innenstadtgottesdiensten.

Die Zeit bis zur Umsetzungsfrist der Landesstellenplanung am 30. Juni 2024 wollen die Beteiligten nutzen, um weitere Zusammenarbeit beispielsweise im Bereich der Seniorenarbeit, bei diakonischen Angeboten, Erwachsenenbildungsveranstaltungen, Besuchskreisen, Pilgerangeboten, Kunst- und Kultur oder Gebäudemanagement auf den Weg zu bringen.